Stellungnahme der Arbeitsgemeinschaft Pro Stadtbus Osnabrück zum 5. NahVerkehrsPlan
Zum Entwurf der PlaNOS für den 5. Nahverkehrsplan 2026 bis 2030 für Stadt und
Landkreis Osnabrück nimmt die Arbeitsgemeinschaft Pro Stadtbus Osnabrück
nachstehend mit der Bitte um Berücksichtigung Stellung:
Wir begrüßen die detaillierten Vorschläge für einen zukunftsorientierten
ÖPNV. Vielen Punkten kann die Arbeitsgemeinschaft Pro Stadtbus
Osnabrück zustimmen. Allgemein fehlen aus unserer Sicht ausführliche
Angaben zum Finanzbedarf von Maßnahmen, wie sie in § 6 des NNVG
gefordert sind. Kostenschätzungen sind kein Selbstzweck sondern würden
erkennen lassen, ob mit Blick auf den beabsichtigten Aufwand ein
verantwortbarer Nutzen für Fahrgäste, Betrieb und Zuschussgeber zu
erwarten sind.
Sehr wichtig ist für die Arbeitsgemeinschaft Pro Stadtbus Osnabrück der
Modal-Split. In einem NVP gehört der angestrebte Modal-Split als
strategische Zielgröße mit zu den Kernaussagen. Begrenzter Strassenraum,
Verkehrsdichte (auch durch Parkplatzsuchverkehre) bedingen aus Sicht von
Pro Stadtbus Osnabrück einen deutlich höheren Modalsplit (bis zu 15 %)
zugunsten der Busnutzung im Gültigkeitszeitraum des NVP.
Es folgen jetzt Kommentierungen resp. aus unserer Sicht zwingende
Ergänzungen zu einzelnen Maßnahmen und Vorschlägen im NVP:
Der Busverkehr ist in vielerlei Hinsicht abhängig von den
Verkehrsverhältnissen, Busspuren, eigenen Trassen und insbesondere
Ampelschaltungen. Nicht genannt wird im Entwurf des NVP, welche Ampeln
im Linienweg von Taktbuslinien konkret von Bussen angesteuert werden
können: Die Zahl 45% beinhaltet möglicherweise auch Lichtsignalanlagen
abseits von Taktbuslinien und ist insoweit irreführend. (S. 30 f.) Ferner ist
bedeutsam, welche Ampeln heute von Linienbussen nicht nur theoretisch
angesteuert werden können, sondern tatsächlich angesteuert werden und wie
groß der nachgemessen konkrete Zeitvorteil für Linienbusse ist.
Die Betriebszeiten im Stadtbusangebot und den seit 30 Jahren beinahe
unverändert bestehenden Abfahrts- und Ankunftszeiten der Züge am Hbf
Osnabrück sind zu harmonisieren. (S. 66 ff.) Um die Züge um 5:14 Uhr nach
Rheine - Bentheim (Nordhorn) - Hengelo, 5:17 Uhr nach Hannover und
Braunschweig, 5:24 Uhr und 5:27 Uhr nach Bremen über Vechta/ Diepholz,
5:35 Uhr nach Dissen und Halle (Westfalen) erreichen zu können, muss die
erste Anschlusskreuzung montags bis samstags am Neumarkt um 5:00 Uhr
liegen. Analog gilt das für die erste Anschlusskreuzung am Neumarkt
sonntags um 7:00 Uhr. Um von den Zügen, die täglich aus Bremen um 0:34
Uhr, aus Münster um 0:39 Uhr und Braunschweig - Hannover um 0:41 Uhr
mit dem ÖPNV im Stadtgebiet noch Ziele erreichen zu können, muss die
letzte Anschlusskreuzung am Neumarkt täglich um 1:00 Uhr stattfinden. Die
am Neumarkt dann abfahrenden Busse können beispielsweise außerhalb des
Wallrings nur noch zum Aussteigen angeboten werden.
Der erste Anschlussknoten um 5.30 Uhr am Neumarkt ist zudem für
Schichtarbeiter mit Arbeitsbeginn um 6 Uhr zu spät, denn der Arbeitsplatz
liegt fast nie am busstationsnahen Werkstor im oftmals weitläufigen
Betriebsgelände. Mit den Angebotsausdünnungen 2024 gibt es aus etlichen
Stadtteilen heute nicht mal mehr einen Bus zum 5:30 Uhr-Anschluss am
Neumarkt, so dass Schichtarbeiter keine Chance haben, mit Linienbussen
ihren Arbeitsplatz zu erreichen. Eine erste Anschlusskreuzung um 5.00 Uhr
ist im NVP als sinnvoll zu benennen.
Insbesondere sonntags haben Beschäftigte in Krankenhäusern und
Pflegeeinrichtungen keine Möglichkeit, mit dem ÖPNV ihren Arbeitsplatz
rechtzeitig aufsuchen zu können. Dies ist insbesondere aus unserer Sicht
fatal für Abonnenten von Jobtickets (z.B. beim Klinikum). Auch hier ist aus
Sicht von Pro Stadtbus Osnabrück mit den Betriebszeiten des Zukunftsnetzes
Abhilfe geboten.
Pro Stadtbus Osnabrück hält deswegen ein nutzbares Grundangebot im
Stadtbusverkehr gerade zu Schichtwechselzeiten an Sonntagen für richtig.
Leitplanke 1: Gabelungen finden immer VOR Linienende statt.
Leitplanke 3: Die umsteigefreie Anbindung des Hauptbahnhofes für
städtische POI ́s (z. B. Kliniken, Campus Westerberg, Industriebetriebe mit
hoher Mitarbeiterzahl) sowie für den Regionalverkehr ist unabdingbar.
Zu einem zentralen Umsteigepunkt Neumarkt gibt es aus Sicht von Pro
Stadtbus Osnabrück für alle Taktbuslinien der Stadt und zwischen Stadt und
Landkreis keine alternative Fläche, die ohne zeitraubende Umwege für Busse
erreichbar ist. Umwege kosten nicht nur Zeit und Geld, sie reduzieren
Fahrgeldeinnahmen durch sinkende Attraktivität der Inanspruchnahme von
Linienbussen. Deren Akzeptanz wird nochmals geschwächt, wenn sich
Umsteigewege am Neumarkt gegenüber den heute bereits teilweise viel zu
langen Umsteigewegen zwischen Busabfahrtspositionen nochmals
verlängern. Laut politischer Vorgabe ist die Variante 3B bei der Befahrung der
Innenstadt zu berücksichtigen. Trotzdem sollte aus Sicht der
Arbeitsgemeinschaft Pro Stadtbus Osnabrück diese Entscheidung weiterhin
kritisch betrachtet und hinterfragt werden, um optimale Lösungen für den
Stadtbusverkehr nicht kategorisch für die Zukunft auszuschließen.
Leitplanke 4: Buslinien sind am Hbf nicht nur räumlich, sondern auch zeitlich
mit dem Zugverkehr zu verknüpfen, der nahezu ausnahmslos nach auf
Nullsymmetrie basierenden Fahrplänen verkehrt. Insoweit ist die Umstellung
der Taktbusfahrpläne von Orten des Landkreises an den Osnabrücker Hbf
wenigstens an Wochenenden auf angenäherte Nullsymmetrie umzustellen,
um paarige Anschlüsse zwischen Zug und Bus an Verknüpfungsstationen
anbieten zu können. Soweit eine Anpassung der Schulzeiten an die
Fahrpläne des Zugverkehrs gelingt, lassen sich auch montags bis freitags die
Busfahrzeiten auf Nullsymmetrie umstellen, um paarige Anschlüsse zwischen
Zügen und Linienbussen herstellen zu können. Dies dient auch der
Akzeptanz des ÖPNV und auch der Steigerung von Fahrgastzahlen
insgesamt.
Alle innerhalb der VOS im Stadtbusbereich Osnabrück eingesetzten
Fahrzeuge incl. aller zugelassenen Reservefahrzeuge benötigen
ausnahmslos die Technik, um LSA ansteuern zu können. Nur dann lassen
sich Zeitgewinne durch Vorrang an LSA in Fahrpläne einbauen, nach denen
sich Fahrzeiten stabil einhalten lassen und Anschlüsse gesichert hergestellt
werden können (S. 69 ff.) Wir fordern in diesem Zusammenhang
insbesondere auch bei dieser Thematik die Erstellung von
Modellrechnungen, die die positiven Effekte einer Busbeschleunigung
aufzeigen.
Die Arbeitsgemeinschaft Pro Stadtbus Osnabrück erklärt die in Osnabrück
installierten Berliner Kissen und Aufpflasterungen für untauglich im Sinne des
Fahrgastkomforts und fordert von der Stadt stattdessen, verstärkte
Maßnahmen bei der Geschwindigkeitskontrolle an diesen Stellen einzuleiten.
Passieren Linienbusse mehrere Stationen in Folge ohne Fahrgastwechsel,
müssen sie die Möglichkeit haben, der im Fahrplan vorgesehenen
Abfahrtszeit nicht vorauszueilen, damit Fahrgäste, die pünktlich an
Busstationen eintreffen, zuverlässig mitgenommen werden können. Die
Abfahrtszeit lässt sich für nachfolgende Verkehrsteilnehmer störungsfrei in
Busbuchten abwarten. Insoweit lehnt Pro Stadtbus Osnabrück den Rückbau
aller Busbuchten ab, die für die Einhaltung von Fahrplanzeiten nützlich sind.
Überangebote im Stadtbusbereich Osnabrück infolge auf Teilabschnitten
gleichzeitig verkehrender Linienkurse sind zur Vermeidung sinnlosen
Aufwands durch konsequente Nutzungsmöglichkeit von Bussen des
Überlandverkehrs abzubauen.
Busse auf X-Linien sind für Stadtbuskunden freizugeben, wenn sie Stationen
passieren, von denen keine andere Taktbuslinie eine umsteigefreie
Verbindung zum Osnabrücker Hbf herstellt (Bramscher Str.).
Jede "Atomisierung" von Busverbindungen ist zu vermeiden. Umsteigefreie
Verbindungen erreichen gewöhnlich eine deutlich höhere Akzeptanz durch
Fahrgäste als Verbindungen mit Umsteigezwang.
Auch Menschen aus und nach Wohngebieten innerhalb der Stadt Osnabrück
mit weniger starker, aber nicht ausbaufähiger Besiedlung sollen ein tägliches
Grundangebot im ÖPNV nutzen können. Dies gilt z.B. für den Bereich Hörne
und Pye. Die Ringbuslinie ist in ihrer ursprünglichen Version zu reaktivieren.
Für im Stadtbusbereich eingesetzte Linienbusse hat zu gelten: keine
sichteinschränkende Werbung über Fenster an den Längsseiten der Busse.
Dies ist für uns auch eine Frage des Fahrkomforts und damit der Attraktivität
der Busnutzung.
Die Weiterentwicklung des Online-Ticketangebotes halten wir nur bei
Beibehaltung von barrierefreien Kaufmöglichkeiten von Fahrscheinen - auch
ohne Smartphone für richtig, um die problemlose Teilhabe aller potentiellen
Fahrgäste am ÖPNV zu gewährleisten. Eine digitale Ausgrenzung ist zu
vermeiden.
Belange von Familien und Menschen mit Mobilitätseinschränkungen sind
angemessen zu berücksichtigen. Für Sehbehinderte sind Haltestangen und
Haltewunschtasten in Bussen in heller Farbe zu markieren. Stabil
funktionierende technische Möglichkeiten, mit deren Hilfe sehbehinderte und
blinde Menschen ohne fremde Hilfe in Osnabrück den ÖPNV nutzen können,
sind möglichst VOS-weit einzuführen. Dazu gehört auch in besonderen Fällen
die zielgerichtete Kommunikation der Busfahrer mit den Fahrgästen.
Osnabrück, den 29. August 2025
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